Rückblicke

48. Burgenkundliches Kolloquium in Backnang
Im historischen Helferhaus unweit von Stiftskirche und ehemaligem Renaissanceschloss auf dem Burgberg in Backnang kamen die Mitglieder am 22. Oktober 2017 zur 48. alljährlichen Vortragsveranstaltung der Landesgruppe zusammen.  
Vor dem ehemaligen Schickhardschloss in Backnang, Foto: T. Leibrecht, 2017
LG-Vorsitzender Thomas Leibrecht und Vorstandsmitglied Dr. Stefan Uhl, der die Tagung mitorganisiert hatte, begrüssten die Teilnehmer.  Die Vorträge umfassten einige Berichte zur neueren Bauforschung zu Burgen im Bundesland und stellten neue technische Methoden zur Burgenforschung vor.
Dr. Sören Frommer berichtete von seinen Forschungsergebnissen zur Frühgeschichte von Herrschaftssitz und Stadtwerdung in Gammertingen.  Die Fundsituation zeigte zwei Eintwicklungszentren, einerseits die ursprünglichen hölzernen Burg und des ersten Steinbaus zum Schutz der Grablege und andererseits einer Niederungsburg beim wirtschaftlichen Zentrum an Strasse und Flussübergang.
Im zweiten Vortrag referierte Michael Kienzle zur interessanten Baugeschichte der Burgruine Hohenwittlingen.
Die ehemalige Stadtburg der Herren von Gundelfingen in Hayingen stellte Dr. Stefan Uhl  im folgenden Beitrag vor; in der äußeren Gestalt erinnert dieser Bau an eine gewöhnliche Scheune, erst die genaue Untersuchung der Balken offenbarte den ursprünglichen Adelssitz, der mit auskragendem Fachwerkobergeschoß wie ein wehrhaftes Weiherhaus die Nordost-Ecke der Stadtmauer markiert.
Als Rahmenprogramm am Tag der Vorträge wurden bei einer Führung die wichtigsten Baudenkmäler der Innenstadt vorgestellt, darunter die weitläufige Anlage der hochmittelalterlichen Burg der Markgrafen von Baden, mit einem Blick in deren älteste Grablege unter der romanischen Stiftskirche, und das ab 1606 vom bekannten Baumeister Heinrich Schickhardt geplante Residenzschloss der Herzöge von Württemberg, heute Amtsgericht. Am Nachmittag zeigte Vermessungsingenieur Stefan Bröcker, wie mit terrestrischen Scans die Burg Blankenhorn vermessen wurde und danach eindrucksvoll 3-dimensional auf dem Bildschirm visualisiert werden kann; am Beispiel des tiefen  Burgbrunnens der Ruine Schoeneck/Elsaß wurde deutlich, wie vielseitig diese Technik einsetzbar ist. Dr. Gabriele Patitz, Mitglied im Beirat für Denkmalerhaltung der DBV, stellte weitere technische Methoden wie Bauradar, Ultraschall und Seismik vor, und zeigte auch hierzu die variablen Möglichkeiten des  Einsatzes am Beispiel der Untersuchung der Tragfähigkeit einer mittelalterlichen Bogenbrücke als viel genutzter Burgeingang, oder zur Ermittlung von Schadstellen und Hohlräumen in der hoch aufragenden Wand einer gotischen Kirche.

Der folgende Exkursionstag begann mit einer Führung bis hinauf ins Belvedere-Geschoß im Schloss Oppenweiler, seit Jahrhunderten Sitz der Freiherren von Sturmfeder;
Das sechseckige Schloss Oppenweiler, Foto: T. Leibrecht, 2017
1782 von einer Wasserburg zu einem originellen achteckigen klassizistischen Schlossbau umgeformt und in einem weitläufigen, vom bekannten Landschaftsgärtner Ludwig v. Sckell gestalteten Park, heute als Rathaus genutzt. Hoch über dem Ort thront die stauferzeitliche Burg Reichenberg.
Burg Reichenberg über Oppenweiler, Foto: T. Leibrecht, 2017
Die markantesten  Details der um 1230 von den Markgrafen v. Baden erbauten Anlage zeigten uns die engagierten Burgführer Gisela Weigle und Wolfgang Schneider, von der romanischen Kapelle gleich hinter dem Tor, ging es über Treppen in den auf die hoch aufragende Schildmauer gesetzten Wehrgang, bis zur original erhaltenen Haspel über dem Angstloch tief im Innern des mächtigen runden Bergfrieds.
Haspel über dem Angstloch auf Burg Reichenberg, Foto: T. Leibrecht, 2017
Nächste Station war Schloss Sulzbach an der Murr, einst von den Grafen v. Löwenstein als Wasserburg gebaut, in den letzten Jahren von der Gemeinde vorbildlich renoviert und heute für kommunale und gastronomische Zwecke genutzt.
Gräflich Löwenstein'schens Schloss in Sulzbach/Murr, Foto: T. Leibrecht, 2017
Von hier ging es hinein in den Schwäbischen Wald auf engen Strassen zur Burg Ebersberg.
Der runde Bergfriedstumpf auf Burg Ebersberg, Foto: T. Leibrecht, 2017
Wie der Reichenberg ist auch diese stauferzeitliche Anlage durch einen mächtigen Rundturm akzentuiert, besitzt aber auch reizvolle barock ausgestaltete Räume aus der Zeit, als die Burg zum Besitz des Klosters Schöntal gehörte. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Burg in unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit renoviert und wird heute durch die Pfadfinderschaft Sankt Georg genutzt, wie uns deren Vorsitzender Prof. Dr. Deckert bei der Führung bis unters Dach erklärte.
Wenige Straßenbiegungen weiter wurde zum Schluss des Exkursionstages noch die Burg Waldenstein besucht, eine durch wehrhafte stauferzeitliche Mauern charakterisierte Anlage, seit drei Generationen im privaten Besitz der Familie Göppel und gastronomisch genutzt. Thomas Leibrecht

Jahresversammlung 2017 der LG Baden-Württemberg in Müllheim/BadenVor dem Blankenhorn-Palais in Müllheim, Foto: T. Leibrecht 2017

Im sonnenverwöhnten südbadischen Markgräflerland trafen sich im April die Mitglieder zur Jahresversammmlung im Gasthof „Engel“ in  Müllheim.  Zuvor wurde das klassizistische Palais der bekannten Winzerfamilie Blankenhorn besichtigt und bei einer Führung die alte Oberamtsstadt erkundet. Bei den turnusmäßigen Vorstandswahlen wurden die bisherigen vier Vorstandsmitglieder (Thomas Leibrecht als Vorsitzeder, Dr. Stefan Uhl, Klaus-Eric Föhr und Dr. Heiko Wagner als Beisitzer) für die nächsten drei Jahre gewählt.

Der folgende Exkursionstag begann mit einer Führung auf der Burgruine im benachbarten Badenweiler, wo Vorstandsmitglied Dr. Heiko Wagner die durch einige Renovierungen verunklärten und deshalb nicht ohne weiteres an den Mauern ablesbaren Bauphasen erklärte. Am Fuß des Burgbergs liegt das historistische Schloss  der Großherzöge von Baden, welches nur von außen betrachtet wurde.
Rokokoschloss Bürgeln, Foto: T. Leibrecht, 2017
Eine  detaillierte Führung stellte dann das nächste Besuchsobjekt vor, Schloss Bürgeln,  eine bezaubernde Rokokoanlage, 1762 anstelle einer abgetragenen Burg als Probstei des Klosters St. Blasien auf hohem Bergsporn errichtet, und seit den 1920er Jahren im Besitz des Bürgelnbundes, dem Zusammenschluss mehrerer Gemeinden zum Erhalt dieses markanten Baudenkmals.
Von den Vorbergen des Schwarzwaldes ging es mit dem Bus wieder hinunter in die Rheinebene, zum Mittagessen in einem urigen Dorfgasthaus in Hertingen, und zum nächsten Besuchsobjekt Schloss Liel, wo uns die Besitzer  und DBV-Mitglieder Dr. Klaus Brabender v. Lossberg und seine Tochter Dr. Yarvis Gräfin v. Buxhoeveden empfingen und durch die Belétage dieses reizvollen Rokokoschlosses führten.
Abstände von nur jeweils wenigen Kilometern führten in der Folge zu weiteren Schlössern in der Region:
Jugendstilschloss Rheinweiler, heute ein Seniorenheim, Foto: T. Leibrecht 2017
so zum Schloss Rheinweiler, einst von den Freiherren v. Rotberg erbaut, heute als Seniorenheim genutzt; dann zwei Anlagen der Grafen v. Andlau,
Schloss Bellingen mit modernem Turmanbau, Foto: T. Leibrecht, 2017
Schloss Bellingen, ein Renaissanceschlösschen, heute Rathaus mit einem modernen Turm als Tarnung für den Aufzug; und dann als Schlusspunkt der Exkursion Schloss Entenstein in Schliengen, eine reizvolle Wasserburg, die einst zum Territorium des Bischofs v. Basel gehörte, später von den Grafen v. Andlau über den Jesuitenorden in den Besitz der Gemeinde kam und heute als Rathaus genutzt wird.
Wasserschloss Entenstein in Schliengen, heute Rathaus, Foto: T. Leibrecht, 2017
Thomas Leibrecht