Rückblicke auf unsere Veranstaltungen

Besuch von Herrenhäusern an Niers und Nette am 23. Juli 2022

An einem sommerlichen Juli-Tag hat die Landesgruppe Rheinland mit 97 Mitgliedern eine Fahrt entlang der Flüsse Niers und Nette unternommen und dabei eine große Bandbreite an historischen Häusern zu sehen bekommen: von Haus Vlassrath, das nach langem Umbau in beeindruckendem Zustand erstrahlt, zu dem idyllischen und bezaubernden Haus Eyll, über Haus Caen, welches ganz am Anfang einer grundlegenden Sanierung und Neuausrichtung des Nutzungskonzepts steht und nach Wachtendonk zu Haus Langenfeld, das bereits seit vielen Jahrzehnten nach einer Sanierung alte Blüte erreicht hat. Diese Häuser sind nicht nur geografisch nah beieinander gelegen, viele von ihnen eint auch, dass sie vormals, oder im Fall von Vlassrath, wieder, im Besitz der Familie Geyr von Schweppenburg waren.

Das erste Ziel des Tages ist Haus Vlaßrath in der Gemeinde Straelen, ein Rittergut aus dem 14 Jh., welches im Naturschutzgebiet Vlaßrather Bruch, links der Niers gelegen ist. Nach einem Brand im 17 Jh. wurde es von der Familie von Brempt neu errichtet und weiter von Familie von Varo über Jahrzehnte in Pacht verwaltet. Vor etwa 20 Jahren hat Constantin Freiherr Geyr von Schweppenburg mit seiner Familie das Herrenhaus übernommen und nach historischen Vorbildern aufwendig restauriert. Der Hausherr hat der Landesgruppe einen ausführlichen Einblick in die bewegte Geschichte des Hauses, dessen Umbauten sowie die zahlreichen baulichen Besonderheiten gegeben. Unter anderem ist auf der linken Seite ein Teil des Fachwerkhauses an der Stelle der ehemaligen Burgkapelle sehr harmonisch mit der restlichen Ringmauer neu errichtet worden. Eine besondere historisch wertvolle Ausstattung weisen der weiße Marmorkamin aus früheren 17. Jh. mit farbigen Wappenreliefs, sowie Szenen aus dem spanisch-niederländischen Krieg auf.

 Vlassrath Haus Vlaßrath

Lediglich einen Kilometer südlich fährt man weiter zum ehemaligen Rittergut Eyll, einem Anwesen aus dem ehemaligen Besitz der Familie Rudolph Adolph von Geyr zu Schweppenburg und heute im Besitz der Familie Frankewitz. Die Familie des vor einigen Jahren verstorbenen Dr. Stefan Frankewitz hieß uns hier herzlich willkommen und der schattige Garten bot nach einem Rundgang und ausführlicher Führung eine kleine Abkühlung an diesem sommerlichen Tag. Dr. Frankewitz ist vielen unserer Mitglieder in Erinnerung als langjähriges und hochgeschätztes Mitglied unseres Vereines, Leiter der Stadtarchive Geldern, Historiker mit zahlreichen Veröffentlichungen über die baulichen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte im Herzogtum Geldern und hat ausführlich die architektonischen und historischen Besonderheiten des Hauses Eyll in der Literatur beschrieben („Der Niederrhein und seine Burgen, Schlösser Herrenhäuser entlang der Niers“, „die meyersdonck en den nyenhoff“). Der Taubenturm aus dem 17. Jahrhunderts als zweigeschossige Backsteingebäude mit Spitzenbogenfenster und verschiedenartigen Friesen ist heute restauriert und zu Wohnzwecken umgebaut. Die Wetterfahne auf dem flachen Pyramidendach erinnert an den Vorfahren Generalleutnant Bruno Frankewitz und seine Frau Mariagnes von Kempis, Enkelin von Reichsfreiherrn Rudolph Adolph von Geyr zu Schweppenburg.
Eyll Haus Eyll

Nach einem geselligen Mittagessen im Straelener Hof erreicht die Gruppe weiter südlich das ehemalige Rittergut Haus Caen, welches den Vorfahren der Familie Rudolf Geyr von Schweppenburg als Hauptsitz diente.

Haus Caen ist an zwei Seiten von Wassergräben umgeben, die sich aus der Niers speisen, und wurde nach dem Vorbild französischer Pavillonschlösser mit vorgelagerten Wirtschaftsgebäuden von der Grafenfamilie von Varo errichtet. Zu dem Anwesen gehörten ursprünglich drei Mühlen, von denen heute nur die Wassermühle, die bereits um 1370 genannt wurde und bis 1961 im Dienst war, erhalten ist. Das Herrenhaus wurde auf Eichenpfählen erbaut. Im 18. Jahrhundert wurde es zur „Maison de Plaisance“ umgebaut und ist seit dieser Zeit von einer rund 100 Hektar großen atemberaubenden Parkanlage umgeben, welche im Stil englischer Landschaftsgärten von dem königlichen Gartenbaudirektor Maximilian Friedrich Weyhe gestaltet worden ist. 

Bemerkenswert ist zudem die kleine Kapelle im zweiten Obergeschoss. Sie wurde vom berühmten Bischof von Roermond und Gent, Eugenius Albertus d´Allamont im Jahr 1666 bewilligt. Ebenfalls eine Besonderheit ist die Vorburg mit Taubenturm aus dem 19. Jh., der zu Wohnzwecken genutzt wurde.

Seit Kurzem sind Peter und Ute Overlack neue Eigentümer des alten Herrensitzes von der Caener Heide. Beide empfangen uns herzlich mit einer kühlen Erfrischung und spannenden Ausblicken: sie sind durch die eindrucksvolle Sanierung von Haus Liedberg mit der Renovierung und Sanierung denkmalgeschützter Objekte sehr vertraut und haben konkrete Pläne für eine nachhaltige Nutzung des Herrenhauses und seiner historischeren Parkanlage: es ist geplant, in Teilen des Herrenhauses eine Gastronomie mit Übernachtungsmöglichkeiten unterzubringen. Zusätzlich soll eine lokale Baumschule aus Nettetal hier den neuen Sitz für Verwaltung und Vertrieb finden. Ferner sind weitere öffentliche Nutzugsmöglichkeiten durch Schaffung von Seminarräumen und einem Museum geplant.
Haus Caen Haus Caen

Die letzte Station unserer Tagesreise stellt das Rittergut Haus Langenfeld in Wankum an der Nette, Stammsitz der Grafen von Spee, dar, wo der Ehrenvorsitzende und langjährige Vorsitzende der Landesgruppe Rheinland, Alexander Heckmanns, uns sehr herzlich empfangen hat.

Haus Langenfeld verkörpert mit seinen teilweise bis zu 145 cm dicken Mauern eindrucksvoll ein „festes Haus“ des 13 Jh.
Langenfeld Haus Langenfeld

Wir bedanken uns sehr herzlich bei unseren Gastgebern für den herzlichen Empfang und bei Christian Vonderreck und Detmar Westhoff für die Organisation dieser wunderbaren sommerlichen Tagesreise.

Text: Dr. Johanna Bos
Fotos: Stefan Drzisga