Landesgruppe Nord
 
Veranstaltungsrückblick
 
Auf den Spuren der Ludowinger, Brandensteiner und Reußen
Frühjahrsexkursion nach Thüringen vom 12. – 15. Mai 2011
 

Diese Adelsgeschlechter haben in Thüringen infolge Erbteilung so viele Burgen und Schlösser hinterlassen, dass wir nach Oktober 2008 eine ergänzende Reise in diese Region machten.
Herr Griebe betreute uns in bewährter Weise ab Eisenach als Reiseleiter und führte die 27 Teilnehmer bei sommerlichem Wetter durch eine großartige Landschaft mit Wäldern und Teichen, grünen Feldern und blühenden Rapsfeldern zu sehr interessanten unterschiedlichen Objekten.

Creuzburg von Süden
 

Zunächst wurden wir auf der Creutzburg von Herrn Zitzen, dem Vorsitzenden der DBV- Landesgruppe Thüringen, begrüßt und sachkundig geführt.

Der Bau der Burg erfolgte etwa gegen 1170, als der Ort zum Herrschaftsgebiet der Ludowinger kam und deren Residenz wurde. Es handelt sich um eine Ringmauerburg, zu deren ältesten Bestand der später umgebaute Palas, der Wohnturm des 13. Jh. mit der Elisabeth-Kemenate und die Anfang des 13. Jh. erhöhte und mit Zinnen versehene Mauer gehören.

Creuzburg Osttor, ursprünglicher Zugang von der Stadt aus

Die über dem Werratal gelegene und zur Sicherung der Verkehrswege gebaute Creutzburg zählt zu den herausragenden romanischen Burganlagen Deutschlands. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde sie von Bodo Ebhardt renoviert und wird als Hotel, Restaurant und Tagungsort genutzt.

Creuzburg Überreichung des Hamburger Frühstücks an unsere Gastgeber

 

Die Wartburg war einer der Höhepunkte der Reise.

Wartburg, Ostseite

Sie wurde von den Ludowingern Ende des 11 Jh. als Höhenburg auf einem steilen Felsplateau südlich von Eisenach gegründet und gelangte 1260 nach dem thüringischen Erbfolgekrieg in die Hand der Wettiner. Von 1741- 1918 gehörte sie zu Sachsen-Weimar und ab 1918 ist sie im Besitz der Wartburg-Stiftung. Aus der Hauptbauzeit stammen in der bestehenden Anlage Palas und Reste des Torhauses aus dem 12. Jh..
 

Wartburg Vorderer Burghof Wartburg mittellaterlicher Turm an der Südseite; Zinnen 1840


Die nördlichen Burggebäude wie das Ritterhaus, die Vogtei mit Fachwerkobergeschoss und Wehrgängen stammen aus der 2. Hälfte des 15. Jh. . Im 17. und 18. Jh. traten Vernachlässigung und Baufälligkeit ein. Weitere Gebäude wurden im 19 Jh. hinzugefügt wie die Kemenate, die neuromanische Torhalle, das Zeughaus und der Bergfried. Mit der Wartburg verbinden sich Namen wie die Heilige Elisabeth, Walther von der Vogel- weide, Wolfram von Eschenbach, Martin Luther und Goethe sowie das erste Burschenschafts- fest 1817 mit der Forderung nach nationaler Einheit Deutschlands. Nach einer sachkundigen Führung fuhren wir mit einer Fülle von Informationen und Ein- drücken sowie von schönen Ausblicken auf das Umland in unser Hotel nach Saalfeld.
 

Brandenstein

Der zweite Tag befasste sich mit den Brandensteinern und Reußen in Thüringen. Auf Schloss Brandenstein begrüßte und führte uns der Eigentümer Herr Kahl, der die Anlage im Jahr 2000 gekauft und seither mit großem Fachwissen und Engagement schrittweise rekonstruiert und instandgesetzt hat.

Burgk, Südseite

Raum zwischen den beiden Schildmauern


Schloss Burgk
ist eine Wohn- und Wehrburg mit vorgelagertem Zwinger und Vorburg auf einem hohen, von drei Seiten von der Saale umflossenen Bergsporn. Der älteste erhaltene Teil der Burg ist der Südflügel mit der Kemenate aus dem Jahr 1403.
Um das Jahr 1600 erfolgten größere Ausbauarbeiten, bei denen die alten Wirtschaftsgebäude durch die heutigen Nord- und Ostflügel ersetzt wurden. Der Treppenturm am Südflügel und die Schlosskapelle stammen aus dieser Zeit, die als Ausbauphase zur Nutzung des Schlosses als Residenz zu sehen ist.
Ab 1703 wurde der Bau als reußisches Jagd- und Lustschloss genutzt und in dieser Zeit erhielt die Schlosskapelle eine Silbermannorgel. Das zweite Obergeschoß wurde zu einem großen Ritter- und Festsaal mit einer heute rekonstruierten Renaissancedecke ausgebaut.

Seit 1952 werden die Innenräume museal genutzt.

Rittersaal, Decke

Schlosskapelle

Das Schloss liegt in Sichtweite zur Burg Ranitz und entstand 1492. Als Lehen der Wettiner wurde es 1351 Stammsitz der Ritter von Brandenstein. Deren Nachfolger von Breitenbauch bauten es 1698-1705 zu einem Barockschloss um. Dabei wurden Reste der alten Burg entfernt, die im dreißigjährigen Krieg stark beschädigt worden war. Noch bis zur Bodenreform 1945 blieb es im Familienbesitz, danach wurde es als Schule und Jugendherberge genutzt und ab 1988 dem Verfall preisgegeben. Bewundernswert ist jetzt bei allen Arbeiten die Bemühung, den ursprünglichen Baukörper der Anlage zu erhalten und stilvoll einzurichten.


Schloss Hirschberg wurde vor 6 Jahren vom Ehepaar Rosewich gekauft, die uns mit ihren drei Kindern freundlich begrüßten und uns die Anlage zeigten.

Hirschberg war eine regional wichtige Marktsiedlung, die seit 1572 im Besitz der Reußen war und von deren Schloss nur noch der Turmstumpf und ein schlichter dreigeschossiger Rechteckbau erhalten sind. Von dort hatten wir herrliche Ausblicke auf das Umland und die Saale als Grenzfluss zu Bayern.

Familie Rosewich lebt jetzt im Dachgeschoß dieses Hauses und befasst sich mit viel Sachkunde, Engagement und Freude mit der Wiederherstellung des Hauses, das in der Nachkriegszeit für Wohnzwecke genutzt wurde und dessen Räume in den drei Etagen wie ein Rohbau aussahen. Für die Restaurierung wird mit Jahrzehnten gerechnet. Wir waren von Der Begeisterung dieser Familie sehr beeindruckt und wünschen ein gutes Gelingen.

Der dritte Tag war Greiz , der ehemaligen Reußischen Residenzstadt, gewidmet.

Schloss Hirschberg

Greiz, Oberes und Unteres Schloss

Dort besuchten wir zunächst das 1769-1779 im frühklassizistischen Stil erbaute Sommerpalais . Dort erlebten wir eine sehr kompetente Führerin, die uns über die Raumordnung, insbesondere den im Erdgeschoss nach Süden gelegenen zweischiffigen Gartensaal mit seiner Stukkatur informierte. Die Renovierung dieses früher als Orangerie verwendeten Saales wird im Juli abgeschlossen sein und der Saal dann wieder für Konzerte und Veranstaltungen genutzt. In den Obergeschossen sahen wir wertvolle Bücher- und Kupferstichsammlungen.
Nach einem Gang durch den nach englischem Vorbild gestalteten Landschaftspark kamen wir zum Oberen und Unteren Schloss, durch die wir ebenfalls geführt wurden. Das Obere Schloss liegt inmitten der Stadt auf einem Bergkegel und wurde 1540 nach einem Brand wiedererrichtet. In den Jahren 1705-64 erfolgte der schrittweise Ausbau zur fürstlichen Residenz mit Garten im Innenhof. Nach dem Stadtbrand 1802 wurde die Residenz in das Untere Schloss verlegt. Heute beherbergt es die Außenstelle des Thüringer Staatsarchivs und wird teilweise zu Wohnzwecken genutzt.

Unteres Schloss, Treppenhaus

Sommerpalais

Das Untere Schloss wurde 1564 neben der Stadtkirche erbaut und nach dem Stadtbrand von 1802 im klassizistischen Stil wiederaufgebaut. Das Schloss besteht heute aus einer Anlage von drei um den unregelmäßigen Hof angeordneten Gebäudeflügeln und wird von der einbezogenen Stadtkirche “St. Marien“ abgeschlossen. In dem Bau befinden sich heute ein Museum und eine Musikschule.

Oberes Schloss mit romanischen Rundbogenöffnungen

Der letzte Tag führte uns zunächst in die Ruine der Klosterkirche von Paulinzella.

Amtshaus und Südfassade

Herr Griebel informierte uns über das Leben der Gründerin Paulina von Anfang des 12. Jh., aus deren Klause das reformierte Nonnenkloster des Benediktinerordens hervorging. Während der Bauernkriege wurde das Kloster geplündert und im Verlauf der Reformation aufgehoben und kam an die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt. Danach verfiel die Klosteranlage und diente als Steinbruch für Bauzwecke. Ende des 18. Jh. begann man mit einer behutsamen Sanierung der imposanten Klosterruine. Das romanische Kirchenbauwerk war als dreischiffige Basilika mit fünf Apsiden angelegt worden.

Herr Griebel erklärt

Langhaus nach Westen

Erhalten sind heute noch ein Teil der Doppelturmfront und der Vorhalle sowie das Westportal, die südliche Kirchenwand, Teile der Apsiden und die zwei säulengetragenen Arkadenreihen, die das Mittelschiff von den Seitenschiffen abgrenzten.
 

In der Nähe von Jena besuchten wir hoch auf einem Muschelkalkfelsen in den Weinbergen des Saaletales die Dornburger Schlösser.

Altes Schloss Neues Schloss

Das Rokokoschloss, ein kleines Lustschloss des Herzogs Ernst August I. von Sachsen entstand zwischen 1736 und 1741. Erhalten sind das Wohngebäude mit zwei prachtvollen, durch Fliesen, Stuckmarmor und Stuckdecken geschmückten Repräsentationsräumen.

Rokokoschloss

Die Wohnräume flankieren diese Räume und im Obergeschoß findet sich ein Wohnzimmer mit originalem Mobiliar. Goethe weilte hier gerne. Der Außenbau orientiert sich mit seinen geputzten Fassaden an der Farbigkeit seiner Entstehungszeit.

Gruppenbild bei den Dornburger Schlössern

Unser letztes Ziel war die Wasserburg Kapellendorf mit ihrem Museum. Hier führte uns eine junge Archäologin.


 

Die Burg ist mit einem Wassergraben umgeben und aus einer karolingischen Befestigung hervorgegangen. Sie gehörte dem Burggrafen von Kirchberg. Nach Erwerb der Burg durch die Stadt Erfurt in der 2. Hälfte des 14. Jh. wurde sie ausgebaut und nach Einrichtung von Justiz- und Rentamt 1684 erfolgten größere Umbauten der gotischen Burg.

Verliesturm

Kernburg und Kemenate

Nach Verfall und Verwüstung 1920 erfolgten Wiederherstellungsarbeiten in den 1930er und ab den 1960er Jahren. Heute ist die Burg Außenstelle des Stadtmuseums Erfurt. Zu sehen sind eine gut erhaltene spätmittelalterliche Ringmauer mit ehemals fünf Türmen. Beherrschend sind der Torturm und der Verliessturm an der Südostseite, zwischen denen das Burgtor lag. Im Burghof stehen die Reste der Kernburg, Reste eines Küchentraktes mit großem Rauchfang, der Stumpf des spätromanischen Bergfrieds und ein fünfgeschossiger Wohnturm.

 

Mit unserem Bus reisten wir dann nach Weimar, wo uns noch Zeit für einen kleinen Stadtrundgang mit Kaffeetrinken blieb. Herr Dr. Püttmann nutzte die Gelegenheit, Herrn Griebe, Herrn Lührs und den anderen Mithelfern für ihre Arbeit zum guten Gelingen der sehr eindrucksvollen Exkursion Dank zu sagen und Frau Ulrike Boden als neues Vorstandsmitglied für die Damen Frau Dr. Friedrichsen-Eltz und Frau Dr. von Pentz zu begrüßen.

 

Text: Dr. Klaus Dürr, alle Fotos: Detlev Blohm