Landesgruppe Nord

 
Veranstaltungsrückblick
 

Herbstexkursion zu Burgen und Kirchen
des 13. und 14. Jahrhunderts in Ostholstein
am 11. Oktober 2014

In ihrem Mitglied Klaus Dygutsch hat die Landesgruppe Nord einen hervorragenden Kenner und Sachverständigen der Ringwälle und Turmhügelburgen in Ostholstein.

Herr Dygutsch in seinem Element

Neben der Erkundung von Burgenobjekten, die neben wehrtechnischen Zwecken auch als Statussymbole dienen konnten, rundete er das Programm mit der Besichtigung des Benediktinerinnenklosters in Preetz sowie mit der aus dem mittleren 13. Jh. stammenden frühgotischen Feldstein-Saalkirche in Giekau ab. Herr Blohm von unserem Vorstand plante und begleitete die Exkursion.


Lageplan Turmhügelburg Rethwisch


Insgesamt haben wir neben den Erdbauresten der Turmhügelburgen Rethwisch sowie Großer und Kleiner Schlichtenberg bei Futterkamp auch die freie Rekonstruktion der Turmhügelburg im Nienthal von Lütjenburg besucht, das weitaus umfangreichste und interessanteste Objekt.

Großer Schlichtenberg

Kleiner Schlichtenberg

Diese Anlage wurde seit dem Jahr 2003 von einem Förderverein in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein errichtet unter Berücksichtigung archäologischer Kenntnisse aus den Grabungen der Burganlagen vom großen und kleinen Schlichtenberg.

 Panorama Turmhügelburg Lüthjenburg


Soweit möglich, wurde bei der Rekonstruktion auf historische Techniken zurückgegriffen, z.B. bei der Holzbeschaffung, den Zimmermannsarbeiten, bei der Verwendung geschmiedeter Nägel oder gebrannter Mauerziegel und handgestrichener Dachpfannen. Von diesen Turmhügelburgen gab es im Kreis Plön mindestens 36, von denen aber keine mehr existiert. 
Herr Dygutsch war an diesem Museumsobjekt als Planer, Organisator und Bauunternehmer mit sehr viel Sachverstand, Einsatz und Herzblut befasst, was auch deutlich bei seiner interessanten Führung zum Ausdruck kam.
Die mittelalterliche Wehranlage Lütjenburg besteht auf einem über 4 ha großen Gelände aus der Hauptburg oder Kernburg und aus der sie umschließenden Vorburg, beide umgeben von einem Erdwall mit Palisaden. Den Mittelpunkt der Anlage bildet die Motte als drei Meter hoher Erdhügel mit dem Zufluchts- und Wehrturm. Der Hügel, auf seiner oberen Fläche mit einem Durchmesser von ca. 12 Metern, ist von einem kreisrunden, etwa 1,5 Meter tiefen und etwa 7,5 Meter breiten Wassergraben umgeben, der von einem vorbei fließenden Bach gespeist wird.

 Lageplan Turmhügelburg Lüthjenburg

Den Zugang bildet eine feste Holzbrücke. Der palisadengeschützte Wehrturm besteht aus Eichenholz in Ständerbauweise, weil steinerne Bauten in dieser Region noch nicht verbreitet waren. Der fast 14 Meter hohe Turm hat eine rechteckige Grundfläche von 6 mal 6 Metern und besitzt oben eine überdachte, zu allen Seiten offene Plattform. Turmzugang war der damals übliche Hocheingang mit einziehbarer Holzleiter.

Zugang über die Holzleiter

In der Vorburg befinden sich eine Kapelle, das Ritterhaus und das Wirtschaftsgebäude des Ritters, der Brunnen, die Schmiede, das Wohn-/Stallgebäude, ein Speicher sowie das Eingangstor. Blick auf die Vorburg
Blick aus der Vorburg

Die Lage der Gebäude zueinander ist historischen Vorbildern nachgebildet, jedes Gebäude wurde in einer für das Mittelalter typischen Bauweise gestaltet. Die Ausstattung dieser Gebäude ist ebenfalls historischen Vorbildern nachgestaltet und sehr eindrucksvoll. Außerhalb dieser Anlage befinden sich ein Back- und ein Bienenhaus sowie ein Gemüsegarten. Der Bau eines Museumshauses ist geplant.

Im Gesindehaus Kaffeerast

Am Anfang der Exkursion stand die Besichtigung des im 13. Jh. begründeten Benediktinerinnenklosters Preetz, wo uns die Priorin Frau von Flemming begrüßte, informierte und mit durch die weitläufige Anlage führte.
Hier waren 70 Nonnen untergebracht, nach der Reformation erfolgte die Umwandlung in ein bis heute bestehendes Damenstift.

Begrüßung durch die Priorin

Klosterkirche Preetz

Bekannte holsteinische Adelsfamilien errichteten dort ansehnliche Häuser für unverheiratete Töchter. Die Klosterkirche ist eine dreischiffige gotische Stutzbasilika aus Backsteinen, hat ein schlichtes Äußeres und ist mit einem barocken Dachreiter bekrönt.

 Klosterkirche Preetz

Das Mittelschiff wird durch hohe Mauern von den Seitenschiffen getrennt und bildete den Chor der Nonnen. Aufmerksame Gruppe in Preetz

Bei der eindrucksvollen Innenausstattung wies uns der Führer vor allem auf das Nonnengestühl, die vielen Tafelbilder, das Orgelwerk, die Schnitzwerke sowie auf den Altar mit spätbarockem Aufbau hin.
 

Im Nonnenchor Nicht nur Burgen finden Interesse

Den Abschluss bildete die aus dem mittleren 13. Jh. stammende evangelische St.-Johannes-Kirche zu Giekau

. St. Johannis-Kirche in Giekau
Diese frühgotische Kirche ist als rechteckiger Saalbau mit einer flachen Balkendecke errichtet worden. Die Außenmauern der Kirche bestehen im Unterteil aus behauenen Feldsteinen, darüber aus unbehauenen Steinen, die zum Teil mit Mörtel oder Klinkern überdeckt wurden. Von der Innenausstattung sind die Patronatslogen, das gotische Triumphkreuz und der Schnitzaltar, das Altarbild mit den Prophetengestalten und das Kreuzigungsbild besonders zu nennen.


Giekau, Blick in den Chor

 

Die 22 Teilnehmer erlebten bei herrlichem Herbstwetter im landschaftlich schönen Ostholstein einen abwechslungsreichen Tag.

Dr. Klaus Dürr
Fotos: Detlev Blohm