Křivoklát (CZ)


Lage

Die im ehemaligen přemyslidischen Jagdgehege Westzentralböhmens gelegene Burg Křivoklát (Pürglitz) gehört zu den wichtigsten und anspruchvollsten königlichen Burgen des Königreiches Böhmen.

   
 

Baubeschreibung und Baugeschichte

Die ausgedehnte, über dreieckigem Grundriss entstandene Burganlage zeichnet sich durch eine recht komplizierte bauliche Entwicklung aus. Den markantesten Bauteil bildet der an der Ostseite auf dem höchsten Terrain des Burgareals gelegene runde Wohnturm, der als Frontturm die dahinter gelegenen Gebäude der Oberburg schützt. Im böhmischen Burgenbau nimmt der große runde Hauptturm, dessen Baugestalt sich sehr wahrscheinlich an französischen Vorbildern orientiert, eine Sonderstellung ein.

Im südlichen Trakt der dreiflügeligen Oberburg befindet sich im ersten Stockwerk die Burgkapelle mit ihrer reichen spätgotischen Ausstattung. Im Obergeschoss des Westflügels liegt der große Saal, das repräsentative Zentrum der Burg.

Seine heutige Gestalt verdankt der Saal, der zu den größten Profanräumen des ausgehenden Mittelalters zählt, einem Umbau im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, durch den Jagellonen Vladislav II. In der sich an die Oberburg anschließenden großräumigen Unterburg fanden u. a. zwei Küchen, eine Brauerei, die Wohnbauten des Burggrafen und des Hauptmanns und Ministerialenhäuser Platz.
In den Ringmauerverlauf der Unterburg sind zwei viereckige Türme eingebunden: Der Huderka-Turm an der Nordwestecke und der an der Südseite befindliche Torturm Prochoditá vĕž.
Ober- und Unterburg sind von einer Zwingeranlage umschlossen, die durch Bollwerke und Batterietürme verstärkt wurde. Teile der Ringmauer des aus Palas, Wohnturm und zwei Höfen bestehenden Ministerialensitzes nordwestlich der Unterburg wurden nach der Brandzerstörung von 1422 in die spätmittelalterliche Außenbefestigung als Bollwerk einbezogen.
Die mittelalterliche Baugestalt der Burg wird durch vier Bauphasen bestimmt. Hierbei schufen die frühgotische Bauphase aus der Zeit der letzten Přemysliden (2. und 3. Drittel des 13. Jahrhunderts), die hochgotische Bauphase an der Wende des 14. und 15. Jahrhunderts und die spätgotische Bauphase an der Wende des 15. und 16. Jahrhunderts eine Spitzenschöpfung der zeitgenössischen böhmischen Burgenarchitektur.

Frühgotische Bauphase

Hochgotische Bauphase

Spätgotische Bauphase

Jedoch wurde die ursprüngliche Burgkonzeption durch diese späteren Aus- und Umbauphasen sowie durch mehrere neuzeitlichen Zerstörungen mehrmals gründlich überformt. Obwohl die Burg von Beginn an im Focus der böhmischen Burgenforschung stand, war eine Rekonstruktion der Burg des 13. Jahrhundert aufgrund dieser massiven Baueingriffe eine sehr schwierige Aufgabe.

Erst die langjährigen tief greifenden archäologischen, bauhistorischen und historischen Untersuchungen erbrachten wichtige weiterführende Erkenntnisse. Komplexe archäologische und bauhistorische Untersuchungen erfolgten in den Jahren 1973 bis 2003 im Zusammenhang mit denkmalpflegerischen Maßnahmen. Im Laufe dieser Untersuchungen legte man mehr als 200 archäologische (einige mit Großflächencharakter) und geologischen Sondagen an, nahm man die Mauern händisch oder photogrammetrisch auf und führte man wiederholt sorgfältige Bauforschung durch. Diese systematischen Untersuchungen erbrachten vor allem für die erste Burgbauphase sehr viele, auch tief reichende Neuerkenntnisse, die letztlich endlich eine zuverlässige Baumassenrekonstruktion des Zustandes der Burg im 13. Jahrhundert ermöglichten.

Grundriss der archäologisch untersuchten Flächen

Archäologische Untersuchungen 70-er Jahre

Diese bestand demzufolge aus einer komplexen, rund 1 ha. großen dreieckigen Burganlage, die sich aus sieben Teilen zusammensetzte, darunter drei Türme, zwei Palastkernbauten mit Arkadenhöfen und zahlreiche weitere Bauten von höchsten Qualität. Burgentypologisch betrachtet, hat man es in dieser Bauphase mit einer Randhausburg zu tun – dem bevorzugten Bautyp der königlichen Burgen im Königreiche Böhmen des 13. Jahrhunderts.