Marksburg (D)


Bauforschung

Die Kernanlage der Marksburg wird seit annähernd fünfzehn Jahren bauhistorisch und restauratorisch untersucht, um ihre Baugeschichte genauer kennen zu lernen. Dabei werden in der Vorbereitung denkmalpflegerischer Erhaltungsmaßnahmen an den einzelnen Gebäuden die für die Maßnahmen benötigten Gerüste sowie notwendige Eingriffe in die bauliche Substanz dazu genutzt, Beobachtungen zu den einzelnen Bauphasen sowie zu ihren Putz- und Farbfassungen festzuhalten.
Soweit nötig werden für die betroffenen Bereiche verformungsgerechte Aufmaßpläne erstellt. Wichtige Aussagen zu abgängigen Bereichen der Anlage geben historische Photographien und Pläne, insbesondere die vom Geographen und Historiker Wilhelm Schäfer, genannt Dilich, im Auftrag des Hessischen Landgrafen Moritz im Jahr 1608 gefertigten kolorierten Zeichnungen der Burganlage. Bei der exakten zeitlichen Einordnung der einzelnen Bauteile helfen die Ergebnisse dendrochronologischer Untersuchungen an Proben aus verbauten Holzelementen, die jahrgenaue Datierungen erlauben. Die Ergebnisse der bauhistorischen und restauratorischen Untersuchungen dienen als Grundlage für die denkmalpflegerischen Entscheidungen zum Umgang mit der Burganlage.

Den ältesten erhaltenen Bestand der Marksburg stellt die Kernburg mit dem ca. 22 m hohen Bergfried dar.
Auf ihrer Nordseite besaß sie einen großen, repräsentativen Bau, den so genannten Palas, neben dem sich das Burgtor befand. Ein weiteres kleines Gebäude, dessen ursprüngliche Funktion unklar ist, stand an der Südspitze der Anlage. Die Kernburg wurde unter Gottfried von Eppstein um das Jahr 1239 errichtet.

Nach dem Übergang der Burg an die Grafen von Katzenelnbogen am Ende des 13. Jahrhunderts wurden zunächst kleinere Veränderungen am Palas vorgenommen. Ab 1372 wurde an der Stelle des kleinen Gebäudes an der Südspitze der Anlage ein hoher Turm errichtet, der vermutlich eine Kapelle aufnahm. In einem zweiten Schritt wurde ein großes Wohngebäude an der dem Rhein zugewandten Westseite errichtet und dabei der Palas teilweise verändert. Im Zusammenhang mit diesem Ausbau dürfte auch die Vorburg entstanden sein.

Die Errichtung eines weiteren großen Wohngebäudes auf der Ostseite der Kernburg im Jahr 1435 dürfte den Anlass für die Aufstockung des Bergfrieds um 1468 gegeben haben. Er erhielt dadurch seine charakteristische Butterfassform, die er seit seinem Wiederaufbau 1908 wieder besitzt. Die Vorburg wurde zeitgleich und in der Folgezeit mehrfach ausgebaut. Nach einem großen Brand auf der Burg im Jahr 1705 wurde die stark beschädigte Anlage wieder aufgebaut. Der Fachwerkbau auf der Westseite entstand 1706, der Palas erhielt 1708 ein neues Dach, und 1711 wurde die kleine Batterie in der Vorburg errichtet.
(Lorenz Frank)
 

Nachfolgend die Arbeiten von Bauhistoriker Lorenz Frank M.A.
Büro für Historische Bauforschung
zur Bauforschung an Rheinbau, Romanischem Palas und Bergfried
(Bilder zum Vergrößern bitte anklicken)
Rheinbau
Maßstab 1:200, Zeichnung: B. Grabowska, Lorenz Frank Zeichnung: Lorenz Frank

Die Außenansicht der rheinseitigen Mauer der Kernburg. Neben der Eintragung der erkennbaren Baunähte ergab insbesondere die sorgfältige Kartierung der Löcher im Mauerwerk, die von mittelalterlichen Gerüsthölzern stammen, interessante Hinweise auf die baugeschichtliche Entwicklung dieses Bauteils.

In die neu erstellte Ansicht der rheinseitigen Mauer der Kernburg wurden die einzelnen Bauphasen farbig eingetragen.

Bauphasenpläne  
Zeichnung: Lorenz Frank Zeichnung: Lorenz Frank
In den vorliegenden Grundriss des Erdgeschosses der Kernburg wurden die einzelnen Bauphasen farbig eingetragen

Bergfried. Versuch einer Bauphasentrennung der Grundrisse, M: 1:200.

Bergfried  

Zeichnung: Lorenz Frank

Zeichnung: Lorenz Frank
Bergfried. Ansicht von Süden und Westen. Bergfried. Ansicht von Norden und Osten.

Verlies im Bergfried
Im Bergfried gibt es ein Verlies - 7 m tief - das auch Sie in diesem kleinen Film (46 sek.) erkunden können.
Sie sehen, wie Menno Mennenga mit Hilfe einer Strickleiter durch das Angstloch in das Verlies hinabsteigt, seinen Blick aus dem Verlies hoch in das Angstloch, auf die Wände und in die Sickergrube (Fäkalschacht) unter dem Verlies.

Die Videos zeigen das Verlies im Bergfried der Marksburg.
Hierzu benötigen Sie den Player Apple Quicktime.







(download hier)

3.3 MB (nicht für Win98)   2 MB
Romanischer Palas - Fußboden
Zeichnungen: Adomat, Kirsch, Frank
Foto: Lutterbach

In der Südostecke des Sitzungssaales ließen sich nach den Freilegungsarbeiten die bis zu 28 cm breiten und ca. 5 cm starken Holzdielen aus Eichenholz gut beobachten, obwohl die Erstricharbeiten nicht abgenommen wurden.

links oben:
In die verformungsgerechten Aufmaßpläne des östlichen Teils im Romanischen Palas wurden sowohl die erhaltenen Dielen als auch die am Außenbau erkennbaren Baufugen eingetragen.

links unten:
In den Versuch einer zeichnerischen Rekonstruktion des romanischen Saales im Erdgeschoss des Romanischen Palas wurden die Dielen in ihrer vermutlichen ursprünglichen Verlegung eingezeichnet.

Kleine Batterie
Forschungen von Dr. Joachim Zeune

(Archäologische Voruntersuchungen auf der Marksburg 1986, ein Vorbericht; in: Burgen und Schlösser 1987/I)

Grabungsplan Marksburg 1986; aus: Burgen und Schlösser, 1987/I
Foto: Peter Wörndl Foto: Deutsche Burgenvereinigung
Grabung Appellplatz, Marksburg 1986. Gesamtansicht von Westen. Grabung Appellplatz, Marksburg 1986. Türschwelle in Mauer.