Projekterläuterung


Ein wichtiges Ziel des Projektes ist zunächst die Erfassung und Sicherung der behandelten Objekte nach modernsten bauhistorischen Erkenntnissen. Dazu gehört neben der Analyse umfangreicher historischer, bauhistorischer und archäologischer Daten die sachgerechte Dokumentation des aktuellen, noch erhaltenen historischen Baubestandes.
Ein Ergebnis ist die Verbreitung von Know-how und Förderung optimaler Verfahren in Bezug auf die Erhaltung dieses gemeinsamen historischen Erbes.

Die Rekonstruktionsgrundlagen werden bereichert durch eine umfassende Sammlung relevanter Vergleichsdaten wie historische Bauteile, Grundrisse, Bilder und Texte, die in den beteiligten Fachinstituten angelegt und ausgewertet werden und die als weitere Grundlage in die anschließenden virtuellen Rekonstruktionen einfließen.

Aus dieser Auswertung ergeben sich zwei wertvolle Datenbereiche: erstens ein Konzept zur objektgerechten, sensiblen Sanierung, die maßgeblich und vorbildgebend zum Erhalt der Bausubstanz dieses bedeutenden Kulturerbes, wie es Burgen sind, beitragen wird. Zweitens wird über die Bauphasenpläne die geistige Rekonstruktion verschiedener Ausbauphasen ermöglicht.

Diese sachgerecht erfassten Daten bilden somit die Grundlage für die virtuelle oder modellierte Rekonstruktion historischer Bauphasen. Ziel ist also eine optische Wiederbelebung einzelner Zeitschnitte, welche die Burg in den verschiedenen Bauphasen jeweiliger mittelalterlicher Epochen vor den Augen des Betrachters wieder erstehen lässt. Dabei werden die behandelten Anlagen einerseits digital durch Computer visualisiert (Marksburg, Křivoklát, Vianden). Zugleich sollen die Burgruinen Aggstein und Křivoklát dreidimensional im Burgmodell der Bauzeit (13. Jh.) dargestellt werden, da nach wie vor qualitätsvolle Burgmodelle aufgrund ihrer echten Plastizität eine ungeheure Attraktivität besitzen.
 
In ihrer Bausubstanz überliefern Burgen ein erhebliches geschichtliches Potenzial und stellen daher wichtige und für eine breite Bevölkerungsschicht (Jung und Alt) attraktive kulturtouristische Erlebnismomente dar. Dieses Gesamtpotenzial wird in der Regel nicht genügend ausgeschöpft, da sich Sanierungsplanungen und -maßnahmen zumeist auf die reine Substanzerhaltung beschränken.

Diese Entwicklung stellt die Burgenforschung vor neue Herausforderungen, bietet aber zugleich die Chance, eine aktive Rolle in der europäischen Kulturvermittlung zu spielen und somit aktuelles neues Wissen über Burgen und Mittelalter spannend, seriös und zugleich allgemein verständlich zu vermitteln.

Dabei ist die Burgenforschung in den letzten Jahren nicht zuletzt durch die Anwendung neuer Medien (dynamische Datenbanken, Digitalisierung etc.) neue Wege gegangen, die unsere Möglichkeiten, Burgen optisch zu erfassen und auch zu visualisieren, beträchtlich erweitert haben.

Diese beiden Richtungen – Erlebbarkeit (auch im touristischen Sinne) und moderne Wissenschaft – laufen in der Regel immer noch gegeneinander und nicht miteinander. Grundgedanke des Projektes ist es, beide Richtungen eng und optimal miteinander zu verknüpfen. Damit dies möglichst effizient in die weite Fachwelt und auch breite Öffentlichkeit getragen wird, soll ein exemplarischer Durchlauf verschiedenster Dokumentations- und Präsentationsschritte anhand dieser vier herausragenden Burganlagen Mitteleuropas realisiert werden.

Jeder, der künftig in ganz Europa Burgen entweder erforschen, sanieren oder erschließen möchte, wird begreifen, dass diese Arbeitsbereiche sich schlüssig direkt verzahnen und miteinander realisiert werden müssen. Die Vorgaben hierzu soll dieses Projekt liefern helfen.