Rückblick Exkursion Südbrandenburg 25.03.2023

10 Uhr trafen sich 38 Teilnehmer der Exkursion am Lubwartturm, dem Wahrzeichen der Stadt Bad Liebenwerda. Unser Vorsitzender, Herr Knorr, begrüßte alle Mitglieder der LG und 14 Gäste und übergab das Wort an Dr. Gerd Günther, der die heutige Exkursion leitete.

Der Lubwartturm ist der einzige erhaltene Bau der ehemaligen Wasserburg und des späteren Renaissanceschlosses und wurde vor ca. 800 Jahren errichtet. Die Gebäude um den Turm bildeten ursprünglich die Hauptburg. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Burg unter Kurfürst August zum

Renaissanceschloss umgebaut. Ein Großbrand im April 1733 verwüstete Schloss und Turm.

Der obere Teil des Turms wurde abgetragen und er blieb Ruine. Das Herrenhaus des Schlosses wurde als Amtsgericht und das Gesindehaus als Schnapsbrennerei genutzt.

Am Beginn des 20. Jahrhunderts gab es Pläne zum Abbruch des Turms. Durch den Kauf des Turms durch die Stadt Bad Liebenwerda wurde das verhindert und erste Sanierungsmaßnahmen begannen Mitte der 1920iger Jahre, wurden jedoch nicht zu Ende geführt. Ende der 1960iger Jahre wurde die Fassade des Turms renoviert. Erst ab 2004 gab es Pläne zur Erhaltung und Sanierung des Turms.

Ab 2010 wurden die Etagen und Treppen im Turm erneuert, eine neue Entwässerungsanlage eingebaut, die Außensanierung erfolgte und das obere Oval als Aussichtsturm gestaltet.

Die Gebäude um den Turm wurden nach 2000 saniert bzw. neu errichtet und als Museum, Amtsgericht und Bürgerhaus mit Restaurant genutzt.

Wir bestiegen den ca. 32m hohen Turm, der eine rechteckige Grundfläche hat, über Leitern. Wir sahen den ehemaligen Eingang in ca. 12m Höhe. Auf der Aussichtsplattform angekommen, bot sich uns ein schöner Blick über die Stadt und die umgebende Landschaft.

Nach dem Aufstieg hatten wir die Gelegenheit im Museum die wunderbare Ausstellung über Puppen- und Marionettentheater anzusehen.

Gegen 11 Uhr hielt Dr. Günther einen interessanten Vortrag über mittelalterliche Verteidigungssysteme, die bis zum 14./15. Jahrhundert für die Burgen entlang der Schwarzen Elster genutzt wurden. Wir erfuhren viel über Wälle, Schanzen, Horste und Hage und deren Bedeutung.

Nach dem Vortrag versammelten wir uns im Bürgerhaus, das auf den Resten der ehemaligen Hauptwache neu errichtet wurde. Die Kellergewölbe des historischen Gebäudes sind erhalten und werden als Restaurant genutzt. Bei gutem Essen und Getränken konnten wir mit anderen Teilnehmern ins Gespräch kommen.

Unser nächstes Ziel war Schloss Finsterwalde, wo wir gegen 14:30 Uhr eintrafen.

Das wunderbar restaurierte Renaissanceschloss gliedert sich in ein Vorder- und Hinterschloss.

Das Vorderschloss setzt sich aus Gebäuden verschiedener Epochen zusammen. Der Vierflügelbau des hinteren Schlosses zeigt ein Erscheinungsbild der Renaissance mit zwei Treppentürmen und

Loggien. Den Innenhof betritt man durch den Schlossturm, der von einem Pyramidendach mit Laterne bekrönt wird.

Ende des 13. Jahrhunderts wird hier eine Burg urkundlich erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten werden die Adelsfamilien von Maltitz, von Minckwitz und von Dieskau als Besitzer erwähnt.

Der Familie von Dieskau wird im 16. Jahrhundert die Vollendung des Bauwerks, wie wir es heute noch sehen, zugeschrieben. Im 19. Jahrhundert war das vordere Schloss Standort zweier Tuchfabriken, das hintere diente als Wohnhaus der Fabrikantenfamilien. Seit 1885 war das vordere Schloss Sitz der Finsterwalder Stadtverwaltung, ab 1919 gehörte auch das Hinterschloss der Stadt.

Das Schloss wird heute für die Stadtverwaltung, als Standesamt und Bürgerbüro genutzt.

Wir wurden von Frau Schemmel empfangen, der Bauleiterin, die die gesamte Bauphase der Sanierung begleitet hat. Die Bauarbeiten am Schloss wurden bei laufendem Betrieb von 2000-2018

durchgeführt und kosteten ca. 15 Millionen Euro. Sie berichtete von den Schwierigkeiten, das Haus funktionell und denkmalgerecht zu sanieren.

Wir sahen das Standesamt, das durch eine Sandsteinsäule in der Mitte des Raumes, textile Wandbespannung und schmale Deckenlampen, die zu Ringen geformt sind, zugleich schlicht und

feierlich wirkt. Über Wendelsteine in den Treppentürmen erreicht man die Obergeschosse.

Der große Sitzungssaal, mit der nachgestalteten bemalten Holzdecke und den holzgetäfelten Wänden, wirkt sehr festlich. Zum Schluss sahen wir noch einen Raum, in dem der Fahrstuhl und eine Brandschutz gerechte moderne Treppe eingebaut wurde. Erst danach entdeckte man an den Wänden Malereien, die darauf schließen lassen, dass der Raum viel größer und ein Wappensaal war.

Wir verabschiedeten uns von Frau Schemmel, die als Dankeschön eine Flasche Wein bekam und fuhren zu unserem letzten Ziel.

Schloss Sallgast, im gleichnamigen Ort, inmitten eines Parks gelegen, ist ein Vierflügelbau.

Das kleine, zweistöckige  Renaissanceschloss hat vier Ecktürme und zwei Renaissancegiebel.

Im 12.Jahrhundert wurde es als Wasserburg errichtet. Nach dem 30jährigen Krieg erfolgte der Umbau zur Vierflügelanlage. Das Schloss wurde 1911/12 nach Plänen von Bodo Ebhardt restauriert. Die Besitzer des Schlosses wechselten häufig. Herr von Loebenstein-Lohsa veräußerte den Besitz Ende der 1920iger Jahre. 1945 erfolgte die Verstaatlichung.

Heute hat der Bürgermeister seinen Sitz im Schloss. Der Heimatverein Sallgast kümmert sich um die Erhaltung und hat ein kleines Heimatmuseum eingerichtet.

Herr Haiko Tollmien vom Heimatverein führte uns durchs Schloss und zeigte uns die Räumlichkeiten. Im kleinen Heimatmuseum werden Sallgaster Persönlichkeiten vorgestellt, wie der Boxer Hary Teich. Auch der Kampf um die Erhaltung von Ort und Schloss 1989 , der dem Braun-

kohletagebau weichen sollte, ist dokumentiert. Im Obergeschoss gibt es ein Standesamt, außerdem zwei Hotelzimmer, die Frischvermählten zur Verfügung stehen. Im Erdgeschoss liegt ein großer Raum, der für Veranstaltungen und Sitzungen genutzt wird. Daneben liegt eine große Küche, hier wurden früher Köche ausgebildet. 

Nachdem wir alles besichtigt hatten, bedankte sich unser Vorsitzender bei Herrn Tollmien und wünschte ihm und dem Heimatverein alles Gute für ihre Arbeit.  Herrn Dr. Günther  dankte er herzlich, auch im Namen aller Teilnehmer, für die Organisation des heutigen Tages, den interessanten Vortrag und seine kenntnisreiche Führung im Lubwartturm.

Gegen 17 Uhr verabschiedeten wir uns voneinander und einige ließen den Tag im nahen Hotel mit Kaffee und Kuchen ausklingen.

Es war wieder ein interessanter Tag mit der Landesgruppe.
Gudrun Herzog
Schloss Finsterwalde
Schloss Finsterwalde