Rückblicke auf Veranstaltungen der Landesgruppe Bayern

Burgenfahrt der LG Bayern ins Taubertal vom 30.6. – 3.7.2022

Bayern ist schön, vielleicht sogar das schönste Bundesland. Mit Sicherheit aber das Größte mit einer Strecke von Aschaffenburg nach Berchtesgaden von 510 km. Nicht viel kürzer ist die Entfernung von Hof nach Lindau in der anderen Diagonalen. Das ist für eine Landesgruppe leider ein ziemliches Handicap, die Teilnahme an abendlichen Vorträgen oder 1-tägigen Veranstaltungen für alle Mitglieder der Landesgruppe zu ermöglichen. Aber dieses Jahr konnten wir nach gefühlt vielen Covid-Jahren endlich wieder eine Mehrtagesexkursion durchführen:
Ziel war das liebliche Taubertal und der Gollachgrund mit einem Einstieg im Steigerwald und dem Reiseabschluß in Rothenburg o.Tbr., wobei wir uns zumindest an den ersten beiden Tagen auf den Spuren des Engagements der hessisch - rheinländischen edelfreien Adelsfamilie von Hatzfeld in dieser Gegend befanden. Dabei stand die Reise gleich unter 3 Glückssternen: Das Wetter bescherte uns überwiegend Sonnenschein und sommerliche Temperaturen, Urheber, Organisator und gute Seele der ganzen Reise waren unser DBV-Mitglied Rolf Bender und Michael Krafft aus der DBV LG Baden-Württemberg. Mit welch großem Aufwand, Sachkenntnis und Akribie die Beiden zusammen diese 4 Tage geplant haben, verdient hier nochmals größten Respekt und ein herzliches Dankeschön!!
Und für die wiss. Begleitung und fachlichen Führungen griff man ebenfalls wieder ins Volle: mit Dr. Jens Friedhoff und Dr. Joachim Zeune hatte man gleich zwei Burgenspezialisten für die Objekte gewinnen können, die vor Ort jeweils zusätzlich noch ortskundige Führer erhielten. Dem Schreiber dieser Zeilen schwindelt noch im Nachhinein der Kopf von den vielen historischen und baugeschichtlichen Details der zahlreichen besuchten Objekte, so daß er lieber darauf verzichtet, diese hier im Einzelnen aufzuzählen, und für konkrete Einzelfragen lieber auf das Internet verweist. Wir hatten uns auch diesmal wieder für eine Fahrt im Pkw mit organisierter Mitfahrgelegenheit entschieden, die sich bei entsprechender Planung und den heutigen Navigationsmitteln vor allem bei den kurzen Entfernungen zwischen den Objekten immer wieder als flexibler im Vergleich zu Busfahrten mit langwierigem Ein- und Aussteigen etc. erweist und somit letztendlich eine angenehmere und zielführendere Reise ermöglicht. Erstes Ziel der Reise war Schloß Breitenlohe im Steigerwald.

Gruppenbild Breitenlohe

1. Gruppenbild. Foto: Dr. Friedhoff.

Dieses ansehnliche Landschloß ist ein Musterbeispiel für eine langsame und liebevolle Instandsetzung durch private Eigentümer, die sehr auf den Erhalt der Originalsubstanz bedacht sind. Mit Ersterwähnung aus dem Jahre 1340 in hohenlohischem Besitz, befindet sich diese prächtige, 4-türmige Renaissanceanlage mit einem 5. und 6. hofseitigen Treppenturm heute seit mehreren Generationen in bürgerlichem Besitz der Familie Friedrich, die uns als langjährige Vereinsmitglieder einen wirklich überwältigenden Empfang in Ihrem wunderschönen Anwesen bereitete. Die lebhafte und kenntnisreiche und – last but not least - auch immer wieder humorvolle Führung durchs Haus in wechselseitigem Vortrag des Ehepaars Friedrich ließ uns neben der beeindruckend ursprünglich erhaltenen, doch gleichzeitig wunderbar und individuell restaurierten Renaissanceanlage (teilw. barockisiert) vor allem auch den auf Führungsseite begeisterten wie gleichzeitig auch uns alle begeisternden, allerdings auch aufopferungsvollen Einsatz des engagierten Besitzerpaares miterleben, die selbst in Ihrem Schloss wohnen! Dass unser Besuch dann am Ende durch eine Kaffee- und Kuchentafel im beeindruckenden Rittersaal des Hauses mit den selbstgebackenen Kuchen von Frau Friedrichs nochmals gekrönt wurde, darf hier nicht unerwähnt bleiben – an dieser Stelle nochmals ein ganz herzliches „Dankeschön"! Diese auf einer Burggründung beruhende Schlossanlage besitzt übrigens einen nachweislich unter dem Wassergraben hindurchgeführten Gang zu außenliegenden Wirtschaftsgebäuden, der von beiden Seiten her noch weitgehend erhalten ist! Nach einer wohltuenden Mittagspause im sonnigem fränkischen Biergarten im Landgasthof „Zum Schwarzen Adler“ im Zielgebiet angekommen, erreichten wir die Ruine der Reichelsburg bei Aub.

Burg Reichelstein

2. Burg Reichelstein. Foto: J. Ergstle.

Diese ursprünglich wohl hohenlohische Gründung, die dann Ende des 14. Jhds. vom Hochstift Bamberg als Lehensgeber ans Hochstift Würzburg im Tauschverfahren abgegeben wurde, könnte wiederum als Lehrbeispiel dafür dienen, wie im 20. Jhd. gutmeinende Burgenfreunde und Heimatvereine die Sanierung und Verbesserung einer erst im 19. Jhd. verfallenen bzw. z.T. abgebrochenen Burganlage nach bestem Wissen und Gewissen durchführten, dabei allerdings viele der nach heutigen Kriterien wesentlichen Befunde zu wenig beachteten: Eine gründliche Aufwertung und Räumung des äußerst interessanten, noch relativ gut erhaltenen Burggrabens nebst seiner Randbebauung wäre dringend zu empfehlen und unbedingt notwendig, um der Bedeutung der Anlage gerecht zu werden! Dies und viele weitere Details wurden uns wie immer umfassend, kenntnisreich und praxisbezogen von Dr. Zeune erläutert!

Bauschmuck

3. Kunigundenkapelle Erker. Foto: J. Fischer.

Der weite Blick vom besteigbaren Bergfried, der uns freundlicherweise von Herrn Krafft geöffnet wurde, erlaubte eine Orientierung in der umliegenden wunderschönen Landschaft! Bald darauf überraschte uns auf einer kleinen Anhöhe die sagenumwobene romanische Kunigundenkapelle mit ihrem außergewöhnlichen plastischen Bauschmuck, vorgestellt vom äußerst engagierten Heimatpfleger H. Deppisch, die aber wg. Bauarbeiten leider nicht im Innern angesehen werden konnte! Zur Entspannung und zum erfrischenden Eisessen fand anschließend ein Stadtrundgang durch das reizende bayerische Städtchen Aub mit Stadtmauer und malerischem Ortsbild statt. Das geschichtlich Besondere hier war eine lange bestehende Regierungskoaltion aus drei verschiedenen Lehnsherren. Infolge der geographischen Lage hatten in Aub sowohl die Grundherrschaften des Erzstiftes Mainz, das von Hochstift Würzburg, und die Grafen Hohenlohe anteilige Rechte, was aber letztendlich zum Wohle der gesamten Stadt durchaus beitrug, was man auch an den überaus prächtigen Bürgerhäusern des Marktplatzes, der riesigen Kirche und dem großen Schloßbau deutlich erkennen konnte – der am Rathaus angebrachte Pranger ist übrigens so gut erhalten, daß er ohne Weiteres von heut auf morgen wieder in Betrieb genommen werden könnte – zweifach, sowohl für sitzende wie auch stehende Stellung geeignet! Nach einem grundsoliden Abendessen u.a. mit ausgezeichneten fränkischen Bratwürsten und Sauerkraut konnten sich die Teilnehmer dann am wie stets wissenschaftlich ausgezeichneten und ausführlichen PowerPoint- Vortrag von Dr. Friedhoff dem Thema der Fahrt „Die Grafen von Hatzfeldt in Waldmannshofen, Niederstetten und Laudenbach – Spuren einer hessisch-rheinischen Adelsfamilie in Franken“ widmen, in dem er die Entstehung, die vielfältigen Verästelungen sowie die weitverstreuten Besitzungen der aus der Nähe von Laasphe im Wittgensteiner Land am Oberlauf der Lahn stammenden, edelfreien Familie von Hatzfeld erläuterte. Freitagmorgens stand dann die entsprechende Besichtigung des ehemals Hatzfeldischen Schlosses Waldmannshofen auf dem Programm. Heute ist hier ein sehr spannendes Feuerwehrmuseum untergebracht, das jedem Vater mit Kindern zu empfehlen ist, allerdings konnten wir unter der Führung von Dr. Friedhoff und unseres Vereinsmitglieds Michael Krafft, der seine Schlüsselgewalt auch hier zur Schlossöffnung und damit zu aller Nutzen anzuwenden wußte, das Schloss bis in die kleinsten Winkel durchstöbern, um dabei die wesentlichen noch erhaltenen Spuren hatzfeldischen Wirkens zu entdecken, die sich auch in der umliegenden Landschaft mit ehemaligen Parkanlagen, Fischteichen und Fasanenwald dokumentierten!

Schloss Waldmannshofen

4. Schloss Waldmannshofen. Foto: J. Fischer.

Ein Fazit dieser Burgenbesichtigung lautet: obwohl eine Kommune Eigentümer und Träger und auch durch Nutzung als Verwaltungsräume Nutzer ist und eine weitere stimmige Nutzung mit einem überaus interessanten Museum besteht, ist es heute nach wie vor schwierig, selbst ein bedeutendes Baudenkmal kontinuierlich zu nutzen oder gar wirtschaftlich zu betreiben. Das nächste Ziel war die früher mächtige Burg Brauneck nahebei, die auch heute noch stattliche Ruine einer hochmittelalterlichen Spornburg der Edelherren von Hohenlohe-Brauneck, 90m lang und 50m breit, laut Antonow eine der größten Burgen des 13. Jahrhunderts in Süddeutschland. Diese ist wohl eine hohenlohische Gründung nach der Schenkung Ihrer Mergentheimer Burg an den Deutschen Orden (1219) und einer der Stammsitze dieser bedeutenden Familie.

Rekonstruktionszeichnung Burg Brauneck

5. Burg Brauneck. Rekonstruktionszeichnung: H. Braun.

Besonders erwähnenswert sind hier neben den Ausmaßen die prächtigen Buckelquader des Bergfrieds mit Wolfslöchern und zahlreichen z.T. sehr gut erhaltenen Steinmetzzeichen. Der Sockelabschluß des Turmes zeigt ein Profil aus Rundstab und Kehle, wie es sonst nur beim Turm der Burg Freudenberg am Main in ähnlicher Form bekannt ist, was u.a. darauf schließen läßt, daß auf dieser bedeutenden Burg im 13. Jhd. eine außergewöhnlich prächtige Hofhaltung stattgefunden haben muß, was sich duch den leider bereits nach 1390 (Aussterben der Linie Hohenlohe-Brauneck) erfolgten Niedergang heute nur noch erahnen läßt! Zwar wurde auch hier unser Besuch durch mehrere Regengüsse etwas beeinträchtigt, doch ließen uns der überaus freundliche und entgegenkommende Empfang durch die Hausherrin diese Unannehmlichkeit rasch vergessen, die trotz Ihres hohen Alters so etlichen wesentlich jüngeren Teilnehmern unserer Gruppe in puncto Lebhaftigkeit und Gelenkigkeit doch einiges Voraus hatte. Zum Schluss blieb wiederum die bange Frage, wie die beiden betagten Eigentümer denn diese gewaltige und geschichtlich bedeutsame Anlage mit vielen historischen Nebengebäuden überhaupt aus dem landwirtschaftlichen Ertrag aus eigener Kraft der Nachwelt erhalten können. Die ausgedehnte Burganlage, seit mehr als 300 Jahren in bäuerlichem Besitz, der gewaltige Turm (heutige Höhe noch 18m gegenüber ursprünglich wohl ca.30m) und die mächtige Schildmauer (11m hoch und 2,8m dick), aber auch die Schäden durch Bewuchs und Erosion hinterließen jedoch zweifellos bleibenden Eindruck auf uns alle. Da anschließenden Mittagessen bei der äußerst gastfreundlichen und zuvorkommenden Winzerfamilie Fries in Röttingen und damit wieder in „heimischen Gefilden“, nämlich in Bayern, bescherte uns bei einem angenehmen Tauberwein ein wenig Entspannung, um die Eindrücke des Vormittags zu verdauen! Ein völlig ungewöhnliches Objekt, den sogenannten ‚Hohen Bau‘, ein großes Fachwerkhaus mit vielen Bauabschnitten und einer rätselhaften Bauform stellte uns Dr. Joachim Zeune anschließend in Röttingen vor.

Schloss Laudenbach

6. Schloss Laudenbach. Foto: G. Daumenlang.

Wir konnten uns nun in direkter Ansicht von seinen Ausführungen zu diesem interessanten Bau in unserer Hauszeitschrift „Burgen und Schlösser 3/2020 S.130ff überzeugen und unsere auch an Ort und Stelle noch entstehenden Fragen loswerden. Bei einem anschließenden Stadtrundgang erfuhren wir so einiges Wissenswerte über das kleine Landstädtchen Röttingen, das vor allem durch seine siebentürmige Stadtmauer und den umfassenden und vieldiskutierten Umbau der Burg Brattenstein zur vielbesuchten Theaterbühne bekannt geworden ist, was auch in unserer Gruppe zu anregenden Diskussionen führte! Der abschließende Höhepunkt des Tages war natürlich der Besuch von Schloß Laudenbach, erbaut 1459 an Stelle einer mittelalterlichen Wasserburg, später ebenfalls zeitweilig im Besitze der Familie von Hatzfeld, heute seit vielen Jahren im Besitz unseres langjährigen Mitglieds Frau H.Silveira. Liebevoll und aufwändig von der heutigen Eigentümerfamilie instand gesetzt konnten wir uns auch hier davon überzeugen, wie sich mit Liebe und Begeisterung eine historische, baulich sehr interessante Schlossanlage unter weitgehender Erhaltung der bestehenden Bausubstanz in einen wunderschönen, ja geradezu romantischen Familienwohnsitz verwandeln kann. Die zuvorkommende Freundlichkeit der Eigentümerin hat uns ein unvergeßliches Erlebnis diese herrlichen Hauses mit seiner wahrhaft verwunschenen Gartenanlage geschenkt – an dieser Stelle nochmals ein großes „Dankeschön“ an die Schlossherrin!

7. Gamburg, Toranlage. Foto: R. Bender.

Am dritten Exkursionstag konnten wir auf der Gamburg im nördlicheren Tauberbereich mit den erst in den 80er Jahren entdeckten stauferzeitlichen Wandzeichnungen im Rittersaal ein Highlight der deutschen Burgenlandschaft von europäischem Rang erleben! In einem pointenreichen und sachkundigen sprachlichen Parforceritt erläuterte uns der Eigentümer H.G. von Mallinckrodt Geschichte und Renovierungsgeschichte der Anlage auf einzigartige Weise und konnte uns mit seinen Erläuterungen zur Entstehungs- und Entdeckungsgeschichte der ältesten mittelalterlichen Raumbilder nördlich der Alpen und den ebenfalls in diesem Zusammenhang freigelegten unglaublich gut erhaltenen romanischen Fensterarkaden begeistern!

Roman.Doppelfenster und Barbarossafresken Gamburg

8. Gamburg, Romanische Doppelfenster und Barbarossafresken. Foto: G. Daumenlang.

Das Mittagessen im Kloster Bronnbach (Foto 9.) war unbedingt erforderlich, um wieder einen Abstand zum nächsten Höhepunkt zu gewinnen. Das Zisterzienserkloster Bronnbach, das nahe bei der Vorgängeranlage der Gamburg liegt und die dazugehörige Klosterkirche würden in jedem Reiseführer wohl alle Sterne abräumen. Besonders erwähnenswert sei hier neben der Größe und dem Erhaltungszustand der Gesamtanlage der prächtige Josephssaal und die Orangerie, deren gewaltiger Sonnenfang das größte im Außenbereich befindliche Wandfresko nördlich der Alpen aufweist! Doch soll auch unserem örtlichen Führer, H. Lindner, für seine überaus kundigen Erläuterungen und einprägsame Führung hier ein kleines Denkmal gesetzt werden.

Kloster Bronnbach

9. Kloster Bronnbach. Foto: A. Goldbrunner.

Zurück in Creglingen führte uns Frau Schneider mit ihrer charmanten Art das liebenswerte Städtchen im oberen Taubertal vor. Bei Ihren umfassenden Ausführungen vergaß Sie auch nicht, über die äußerst dunkle Seite der Stadtgeschichte bezüglich der Judenverfolgung im Dritten Reich zu berichten. Als wäre der Tag noch nicht genug gefüllt, stand zuletzt das sogenannte Geyer-Schloß Reinsbronn auf dem Programm. Immer wieder ist es ermutigend zu sehen, wie junge Menschen, in diesem Fall Thomas Beez und Uwe Ottmar, zwei aus gänzlich anderem Berufsumfeld stammende Mitglieder der DBV, sich engagieren, ein verfallendes und verlassenes Objekt mit viel Herzblut wieder zum Leben erwecken und heute äußerst erfolgreich als veganes Café mit nahezu mediterraner Anmutung und Wohnsitz mit mehreren Gästewohnungen betreiben! Der romantische Innenhof war dann auch ein würdiger Ausklang dieses ereignisreichen Tages.

Geyerschloss Reinsbronn

10. Geyerschloss Reinsbronn. Foto: A. Goldbrunner.

Der 4. und letzte Tag war für Rothenburg ob der Tauber vorgesehen. Aber zunächst gab es ein Sonderprogramm für begeisterte Frühaufsteher, die sich gerne den Landturm Lichtel, einen Wachtturm der ehemals neuntürmigen und 142 km langen Landhege anschauen wollten (reine Walllänge ehemals 62 km), einem dreiseitigen Schutzwall der Stadt (n.Osten diente die Begrenzung durch die Frankenhöhe als Schutz), im heute noch erhaltenen Bild aus dem 15. Jhdt. datierend.

Schäferkirche (Stadtmauerseite; R.Bender)

11. Schäferkirche Rothenburg, Stadtmauerseite. Foto: R. Bender.

Über Rothenburg zu berichten ist hier wohl überflüssig. Dennoch darf als Geheimtipp verraten werden: einen Besuch der sogenannten Schäferkirche (Foto 11.) mit anschließendem Rundgang durch die alten Kasematten! Und noch eines muss der Protokollant unbedingt erwähnen: die herzliche und kluge Führung von Frau Däschner durch die derzeit ziemlich touristenfreie Altstadt. Ja, für uns Besucher eine erfreuliche Situation, für die lokale Wirtschaft aber eine schwere Beeinträchtigung infolge Corona! Auch hier wurde die düstere Stadtgeschichte mit Judenverfolgungen und Pogromen nicht ausgeblendet. Das belegte nochmals konkret ein Sanierungsobjekt in der Judengasse 10. Dieses völlig heruntergekommene Anwesen wurde vom äußerst engagierten Verein „Alt Rothenburg“ vor dem endgültigen Zerfall gerettet und wird derzeit zusammen mit der Stiftung ‚Kulturerbe Bayern‘ wiederinstandgesetzt, die das Anwesen inzwischen unter Ihre Fittiche genommen hat. Von überörtlicher Bedeutung ist hier die einzige in ihrem ursprünglichen Gebäude erhaltene mittelalterliche Mikwe (Bj.1409), die uns bei der Baustellenführung durch den Architekten E. Knoll vorgestellt wurde. Übrigens ein ganz tolles Beispiel von bürgerlichem Engagement im Rahmen eines Vereins einen Beitrag zur Stadtgeschichte und Erinnerung zu leisten, für das hier zum Abschluss ein bisschen Werbung gemacht werden soll.

 Erlebt und geschrieben: Johannes Fischer und Rolf Bender

 

12. April 2022: Tagesexkursion nach Lenggries, Reichersbeuern und Bad Tölz

11. September 2021: Tagesexkursion zum Schloss Lustheim (Oberschleißheim) sowie zu Burgen und Schlössern im Dachauer Land

12. Oktober 2019: Exkursion nach Neuburg ADD und Umgebung

 

13. Juli 2019: Tagesexkursion der Landesgruppe in das Inntal
Den Burgennamen Falkenstein gibt es in Deutschland wohl über 20 Mal. Reiseziel der bayerischen Landesgruppe war dieses Mal die Burg bei Flintsbach im Inntal, die nach dem gleichnamigen Geschlecht benannt wurde. Diese alte und mächtige Familie ist vor allem wegen des Codex Falkensteinensis von 1166 berühmt, einem der ältesten Urbare. Das Geschlecht starb 1263 aus, die Stammburg wurde 1296 zerstört und verfiel.
Burg Falkenstein
Die heutige, bereits von weitem gut sichtbare Burganlage wurde in der Folge von dem neuen Eigentümer, dem bayerischen Herzog, auf einem tieferen Standort neu begründet. Nach einer wechselhaften Geschichte gehört die Burg mittlerweile dem Landkreis Rosenheim und  wird seit vier Jahren behutsam instand gesetzt.
Baustelle auf der  Burg Falkenstein
Die Reisegruppe hatte somit die Gelegenheit, vom Schriftführer der Landesgruppe, Johannes Fischer, der die gesamte Maßnahme leitet und verantwortet, die konkreten statischen, konzeptionellen und technologischen Fragen und Probleme aus erster Hand dargestellt zu bekommen.
Bergfried Burg Falkenstein
Nach dem Besteigen des Bergfriedes, der einen herrlichen Blick in die Voralpenlandschaft bietet, ging die Fahrt in das pittoreske Städtchen Neubeuern. Dieses verdankt seinen malerischen Marktplatz einem verheerenden Stadtbrand im 19. Jahrhundert und anschließenden Wiederaufbau nach einem historisierenden Entwurf des Architekten Gabriel von Seidl.
Als drittes Objekt wurde das Schloß Hohenaschau gewählt. Dies war einst ebenfalls in der Hand der Falkensteiner. Im 17. Jahrhundert kam es in den Besitz der Grafen von Preysing. Diese veranlaßten einen Umbau zu einer Schloß ähnlichen Residenz mit einer grandiosen barocker Ausstattung. Besonders bemerkenswert ist ein Raum mit einer Ausmalung mit verschiedenen römischen Villen und Gärten.
Ein weiterer illustrer Besitzer in der Nachfolge war die Familie von Cramer-Klett. Als Eigentümer u.a. von MAN, Allianzversicherung, Münchner Rück, gehörte sie einst zu den reichsten Familien in Deutschland. Auch diese Familie hat das Schloß um weitere Anbauten bereichert.
Unser viertes und letztes Ziel war die Kirche in Urschalling. Der Ort mit einer abgegangenen Burg gehörte zeitweilig ebenfalls zum Machtbereich der Falkensteiner. Die beeindruckende Kirche St. Jakobus stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert. Überregional berühmt ist sie wegen ihrer gut erhalten Fresken aus dem 12. und 14. Jahrhundert.
Die hochspannende Führung und Erläuterungen der Fresken und des ikonographischen Programms durch Frau Marquard-Mois haben auf alle Teilnehmer einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Dieses kulturell vielseitige Programm vor einer überwältigenden Naturkulisse von den Alpen bis zum Chiemgau hat allen Teilnehmern trotz eines kurzen, aber heftigen Gewitters einen unvergeßlichen Tag beschert. Und ganz zum Schluß muß noch erwähnt werden, daß diese Fahrt von unserem Mitglied Dr. Rolf Bender organisiert worden ist, dem wir hier nochmals herzlich danken!
Johannes Fischer

 

15. Juni 2019: Sommerexkursion ins Fünfseenland

Unter Leitung des Burgenforschers und Mitglied unseres wissenschaftlichen Beirates Dr. Michael Losse führte die Tagesexkursion der LG Bayern zu Schlössern und Klöstern in die oberbayerische Region zwischen Ammersee und Starnberger See.
Das erste Ziel bildete die spätkeltische Viereckschanze von Buchendorf, die zu den am besten erhaltenen Anlagen dieser Art Süddeutschlands zählt. Vor Ort konnte Herr Dr. Losse den Teilnehmern neueste Forschungsergebnisse zu Funktion und Verbreitung dieser Anlagen präsentieren.
Gruppe an der Keltenschanze
Vorbei am Burgstall der Karlsburg bei Leutstetten ging die Fahrt nach Starnberg. Der Vierflügelbau des Starnberger Schlosses mit Steilgiebeln liegt weithin sichtbar auf einer langgestreckten Moränenzunge über dem Ort und dem Starnberger See. 1541 erfolgte unter Herzog Wilhelm IV. der Abbruch der mittelalterlichen Burg und die Neugestaltung eines Wohn- und Wehrbaus im Renaissancestil. Seine große Zeit hatte es Ende 16. bis zum Ende des 17.Jh., als es zum prachtvollen Sommersitz der Wittelsbacher ausgebaut wurde. Bis zum  Beginn des 19. Jh. nur noch als Lagerhaus genutzt, erlangte es erneut Bedeutung als Rentamt. 1969 bis 1972 wurde das Schloss leider völlig entkernt und umgebaut und dient noch heute als Finanzbehörde, läßt jedoch in der gesamten Anlage noch gut seine Wurzeln als mittelalterliche Burganlage erkennen.
LG-Bayern vor dem Kloster Polling
Nach der Besichtigung der Außenanlagen des Schlosses war das ehemalige Kloster Polling mit der katholische Pfarrkirche Heilig Kreuz unser nächstes Ziel. Hier wurden die Exkursionsteilnehmer vom Pollinger Kulturreferenten Michael Jarnach begrüßt und fachkundig durch Kirche und Fischerbau geführt.
Herr Jarnach und Herr Bender
Die dreischiffige gotische Hallenkirche  wurde zwischen 1416 und 1420 als Kirche eines Augustiner-Chorherrenstiftes errichtet.
Tassilo-KreuzWertvollstes Ausstattungsstück der Kirche ist das so genannte Tassilo-Kreuz, ein hochmittelalterliches Tafelkreuz, dessen Fichtenbretter von einem Baum stammen, der zwischen 884 und 1018 gefällt wurde. Als das Kreuz brüchig wurde, nahm man Metallklammern zur Hilfe, hüllte das ganze Kreuz in Pergament, das bemalt und vergoldet wurde. Die Malerei datiert aus der Zeit um 1230/40.  Der Fischerbau, das nach seinem Architekten Johann Michael Fischer benannte riesengroße ehemalige Kühlhaus der Stiftsbrauerei mit gewaltigen Gewölbekellen wurde 1745/46 mit bemerkenswerter Bautechnik (Kühlungstechnik) errichtet und dient heute als  Ausstellungsgebäude. 
Die anschließende Mittagspause im nahe gelegenen Oberhausen wurde aufgrund des hervorragenden Kuchenbuffets etwas verlängert, so dass die Gruppe frisch gestärkt zum ehemaligen Kloster Wessobrunn aufbrechen konnte.
Wessobrunn, Kloster, Ansicht
Hier übernahm der ehemalige Wessobrunner Bürgermeister Konrad Hölzl die Führung durch Prälatentrakt und Tassilosaal, beide mit prachtvollen Stuckaturen.  Aus den Werkstätten des Klosters entstand die Wessobrunner Schule, wo die Ausbildung zahlreicher hervorragender Künstler, insbesondere Stuckateure erfolgte, welche von hier maßgeblich die Stuckkunst in Süddeutschland und darüber hinaus beeinflussten.
Gruppe vor dem "Grauen Herzog"
Das Kloster selbst wurde im Zuge der Säkularisation 1803 aufgehoben. Ab 1810 wurde die Klosterkirche wegen Baufälligkeit abgerissen. Nur der so genannte „Graue Herzog“ aus dem 13. Jahrhundert blieb als Glockenturm erhalten, da die daneben stehende Pfarrkirche St. Johannes Baptist keine Glocken hatte.
Der "Graue Herzog"
Am Ende der Führung ließen es sich einige Exkursionsteilnehmer nicht nehmen, den massiven Turm aus Tuffsteinquadern emporzusteigen und die Aussicht über den Pfaffenwinkel zu genießen.
Den Abschluss der Tagesfahrt bildete noch ein kurzer Aufenthalt in Weilheim mit Besichtigung der Stadtmauer und des ehemaligen Pflegschlosses in Weilheim, welches wie das Starnberg Schloss heute als Sitz des Finanzamtes dient.
Weilheim, ehem. Pflegschloss
Andreas Hein