Rückblick auf Aktivitäten der Vorstandsmitglieder der LG Sachsen
Exkursion ins Vogtland mit Landesgruppenversammlung auf Burg Mylau
Sonnabend, den 01.10.2022
10 Uhr trafen sich 31 Teilnehmer der Exkursion vor Burg Mylau, die von unserem Vorstandsmitglied Herrn Dr. Dähne organisiert wurde. Unser Vorsitzender, Herr Knorr, begrüßte alle Teilnehmer und übergab das Wort an die Museumsleiterin Frau Lorbeer-Klausnitz, die uns durch die Burg führte.
Burg Mylau ist eine Höhenburg, die auf einem Felsrücken über der Göltzsch errichtet wurde.
Vermutlich als Schutzburg für die von Franken erschlossene, von Slawen dünn besiedelte Umgebung. Urkundlich wird die Burg 1212 erstmals erwähnt. Kaiser Karl IV. besuchte 1367 die
Burg, erwarb sie für die böhmische Krone und verlieh Mylau das Stadtrecht. Er richtete auf der Burg ein königlich-böhmisches Amt ein und begann mit der baulichen Erweiterung der Anlage, die
von seinen Söhnen fortgesetzt wurde. 1422 gelangte die Burg in den Besitz der Kurfürsten von Sachsen. In den Folgejahren wurden mehrere Adelsgeschlechter mit der Burg belehnt. Unter denen von Schönberg, die die Burg Ende des 16. Jahrhunderts besaßen, vollzog sich der Wandel von der Wehr- zur Wohnburg. 1772 verkauften die von Planitz die Burg an Bürgerliche.
Anfang des 19. Jahrhunderts betrieb der Spinnereibesitzer Brückner die erste Fabrik des Vogtlandes in der Burg. Später hielt hier auch eine Kattun- und Wolldruckerei Einzug.
Seit 1892 ist die Burg in städtischem Besitz. Im oberen Hof entstand von 1894-96 das Rathaus im Stil des Historismus. Auf dem Giebel prangt die deutsche Kaiserkrone des 1871 gegründeten
Deutschen Kaiserreichs. Schon Ende des 19. Jahrhunderts nutzte der Mylauer Naturkundeverein den Kaisersaal für Ausstellungen. Zu DDR Zeiten war auf der Burg ein kulturhistorisches
Regionalmuseum. Seit 2010 hat die Stadt Mylau die Betreibung der Burg und des Museums an den
Evangelischen Schulverein Vogtland e.V. übergeben. Eine neue Museumskonzeption errichtete in den Gebäuden des oberen Burghofs eine kulturhistorische Dauerausstellung. Der Ratssaal und die Kapelle der Burg werden für Trauungen genutzt.
Die Museumsleiterin führte uns zuerst um die Burg herum, die mit einem Graben umgeben ist. Von hier sieht man den ältesten Teil der Burg, den romanischen Bergfried, am besten. Wir kamen am ursprünglichen Eingang vorbei, der über eine Brücke in die Burg führte. Jetzt betritt man die Burg über den unteren Burghof und gelangt unter einer Überbauung hindurch den oberen Burghof.
Hier betraten wir das ehemalige Rathaus/Pallas und begaben uns durch mehrere Räume des Museums rings um die Bug herum. Wir besichtigten auch den ehemaligen Kaisersaal, der noch auf seine Nutzung wartet. Wir warfen sogar einen Blick in den Dachboden. Beeindruckend war der Ratssaal mit seiner holzvertäfelten Decke, den Wandbemalungen im Stil der Neorenaissance und den bemalten Glasfenstern. Zuletzt sahen wir uns die kleine Kapelle an.
12 Uhr versammelten wir uns wieder im Ratssaal, um unsere Landesgruppenversammlung abzuhalten.
Nach der Versammlung fuhren wir in den Gasthof „Malek`s“ im nahen Reichenbach, wo wir bei gutem Essen und Trinken mit anderen Teilnehmern ins Gespräch kamen.
Danach ging die Fahrt nach Neumark, wo wir 15 Uhr von der Besitzerin Frau von Römer erwartet wurden. Schloss Neumark liegt etwas oberhalb des Gutshofs und ist eher ein Herrenhaus.
Neumark entstand im frühen 13. Jahrhundert mit einer Burg und Marktsiedlung. In den folgenden Jahrhunderten gehörte Neumark zum Herrschaftsbereich der Reußen, Karl IV. und der Wettiner.
Im 14. Jahrhundert wurde die Wehranlage zerstört und nicht mehr aufgebaut.
1478 erwarb der durch den Silberbergbau reich gewordene Bürger Martin Römer den Herrensitz.
Durch seine Verdienste als kurfürstlich-sächsischer Hauptmann zu Zwickau und Berghauptmann von Schneeberg durften sich seine Nachfahren „von Römer“ nennen.
Die ersten Schlossgebäude wurden von ihm in spätgotischer Form errichtet. Der Besitz geriet an die Familien von Wolframsdorf und von Schönberg. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg erwarb 1636 Jobst Christoph von Römer das Rittergut, das bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Familie blieb. Er baute das Schloss als Vierflügelanlage mit frühbarocken Architekturmerkmalen wieder auf. 1872 erfuhr das Gebäude unter Julius von Römer eine Erneuerung. Die Hoffronten erhielten Bogengliederungen in Neorenaissanceform, der Westflügel einen Arkadengang und ein Treppenturm wurde angebaut.
Nach der Enteignung wurde im Rittergut ein Volksgut eingerichtet, das die landwirtschaftlichen Nutzflächen und den Tierbestand umfasste. Im Schloss wurden Flüchtlinge untergebracht, später ein Tuberkuloseheim, gefolgt von einem Heim für geistig behinderte Kinder, das noch bis 2004 bestand. Durch diese Nutzung und daraus folgende Umbauten ging die historische Ausstattung, das äußere Fassadenbild und die innere Raumeinteilung verloren. Das heutige Bild der Vierflügelanlage zeigt eine schmucklose, graue Putzfassade und einfache Dächer.
1993 erwarb Benno von Römer, der Enkel des letzten Besitzers Friedrich von Römer, das Gut, das Schloss und landwirtschaftliche Flächen von der Treuhand. Er betreibt Land- und Forstwirtschaft.
Frau von Römer empfing uns im Hof des Rittergutes, dessen Verwalterhaus, Ställe und Scheunen restauriert und genutzt werden. Im ehemaligen Stall befindet sich ein Hofladen.
Wir gingen die wenigen Schritte zum Herrenhaus hinauf, das oben beschriebenen Eindruck machte.
Erste Sicherungsmaßnahmen und die Trockenlegung des Gebäudes sind abgeschlossen.
Wir betraten den Innenhof, der durch helle Bemalung freundlich wirkt. Arkaden und Treppenturm sind noch vorhanden. Wir liefen durch viele Räume des zweistöckigen Gebäudes, die alle noch der
Restaurierung bedürfen. Im ehemaligen Esszimmer, das noch bis nach dem Krieg mit wertvollen Schnitzereien aus dem 17. Jahrhundert ausgestattet war, zeigte uns Frau von Römer einige wenige Fragmente der Schnitzereien, die sie wieder erwerben konnten. Fotos, die sie von ehemaligen Bewohnern erhalten hatte, zeigten die Pracht des Raumes, der jetzt völlig schmucklos war.
Nach der geplanten Nutzung des Hauses gefragt, sagte uns Frau von Römer, dass sie in der Wiederherstellung des Gebäudes eine Verpflichtung gegenüber ihrer langen Familiengeschichte sehen. Wir äußerten unsere Hochachtung vor dem Mut der Familie und wünschten ihr alles Gut zur Bewältigung dieses Mammutprojekts.
Gegen 16:30 Uhr verabschiedeten wir uns voneinander und jeder trat den Heimweg an.
Es war wieder ein interessanter Tag mit der Landesgruppe.
Gudrun Herzog